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Am Samstag den 7. Juli stehen wir zu der unchristlichen Zeit von 7.45 Uhr am Düsseldorfer Busbahnhof. Wir, das ist eine Gruppe blinder und sehbehinderter Menschen mit ihren Begleitpersonen und -hunden, die, alle noch leicht verschlafen, einen Ausflug nach Königswinter machen wollen. Und schon geht’s los!

Zunächst besteigen wir einen Doppeldeckerbus, der uns in die verbotene Stadt , nach Köln bringt. Der Bus fährt uns ans Rheinufer, wo unser Schiff vor Anker liegt. Leider regnet es gerade mal nicht. Wir besteigen das Schiff über eine Art Hühneleiter. Na, wenn das man nicht so weiter geht. An Bord schwärmen wir aus, suchen uns ein trockenes Plätzchen und bestellen etwas zu Trinken. Das Schiff schippert gemächlich den Rhein hinauf und während der Fahrt erzählt uns eine freundliche Stimme aus dem Lautsprecher, welche Sehenswürdigkeiten und Städte wir passieren. Wir haben Glück – es regnet weiter. So lässt es sich aushalten.

Gegen 12 Uhr wird uns ein leckeres Mittagessen serviert. Wir bekommen Schnitzel, Poulardenröllchen oder Gemüseauflauf so, wie wir es vorher bestellt hatten. Bei munteren Gesprächen und viel Lachen geht die Fahrt weiter. Kurz vor dem Halt in Königswinter gegen 13 Uhr, muss sich der Kellner sputen, um die Getränkerechnungen zu kassieren. Er wird sich wohl wundern, wie fröhlich und locker so ein Haufen blinder Leute sein kann.

Am Anleger strömen wir, wieder über die Hühnerleiter, von Bord und fahren kurz darauf mit einer Zahnradbahn auf den Drachenfels hinauf. Ich habe mir sagen las-sen, dass man den Drachenfels auch Schwiegermuttersitz nennt. Wir haben schon wieder Pech – es ist trocken. Auch in der Bahn sorgt eine freundliche Stimme für unsere Bildung. Der Drachenfels gehört zum Siebengebirge, einem der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands. Knapp unter dem Gipfel wurde 1850 die Drachenburg erbaut. Durch diese soll uns eigentlich eine Führung geleiten aber diese wurde kurzfristig abgesagt. Schade! So fahren wir bis zum Gipfel hinauf und, wer kann, genießt die Aussicht. Man soll auch mit Eseln zur Burg hinaufreiten können aber weil die Schwiegermutter mit Felsbrocken geworfen hat, haben die Tiere eine Zwangspause. Das tut denen bestimmt auch mal gut. Einige von uns fahren mit der Bahn hinunter, andere laufen bis zur Burg hinab und fahren dann weiter und einige laufen sogar den ganzen Berg hinunter. Puh!

In Königswinter schwärmen wir aus, schauen uns das Städtchen an, durchstöbern die Geschäfte und erfrischen uns in den verschiedenen Kaffees und Eisdielen. Sensationell, in Königswinter gibt es ein kleines Lädchen, das das ganze Jahr über Weihnachtsartikel verkauft! Das Wetter hält sich, nur ab und zu gibt es mal trockene Phasen, ansonsten bleibt es schön regnerisch. Um halb fünf sammeln wir uns und gehen gemeinsam in ein nahegelegenes Hotel, um ein kaltes Abendessen einzunehmen.

Um 18.20 Uhr besteigen wir unseren Bus, der direkt vor dem Hotel hält. Auf der Rückfahrt klingt die Reise bei gedämpften Gesprächen und Gesang langsam aus. Um 19.40 Uhr erreichen wir den Düsseldorfer Hauptbahnhof, verabschieden uns voneinander und kehren in unsere Behausungen zurück. Ein schöner und ereignisreicher Tag ist zu Ende. Hoffentlich träumt keiner von Burgen, Drachen und bösen Schwiegermüttern!